Hybrides Arbeiten –
die Zukunft des Arbeitsplatzes
Seit März 2020 sind die meisten Menschen dazu angehalten, von zu Hause aus zu arbeiten. Für einige Mitarbeitende und Unternehmen mag es eine gewisse Zeit gedauert haben, sich an diese neue Arbeitsumgebung zu gewöhnen, während für andere digitale Teamarbeit nichts Neues war. Eines ist auf jeden Fall sicher: Die Zahl der Online-Videokonferenzen, Zoom-Meetings und Webinare ist so hoch wie nie. Virtuelle Tools sind aus der Arbeitswelt nicht mehr wegzudenken und das wird wohl so bleiben. Auch wenn das Büro (noch) nicht ausgedient hat.
Der Arbeitsplatz im Wandel: vom Büro ins Home-Office
Vor der Pandemie dachte ein Großteil der Unternehmen, dass Büros eine Notwendigkeit für die Produktivität, die Unternehmenskultur und die Gewinnung neuer kluger Köpfe im „WarforTalents“ sind. Hat Corona diese Sichtweise verändert? Schließlich hat sich unser Arbeitsplatz komplett gewandelt. Infolgedessen sind viele von uns Teil eines großen Remote-Working-Experiments geworden. Die persönlichen Gespräche über Wochenendpläne fallen weg und auch die After-Work-Drinks am Freitagnachmittag finden nicht mehr statt – in Hinblick auf die Produktivität aller im Home-Office sehen die Zahlen allerdings gut aus. Laut einer weltweiten Studie von Leesman arbeiten 82,2% der Mitarbeitenden zuhause stets produktiv an ihren Arbeitsaufgaben, während 62,8% angeben, auch im Büro produktiv zu sein. Das sind positive Zahlen – doch wie sieht die Zukunft der Arbeit nach Corona aus?
Der Arbeitsplatz der Zukunft: zwischen Home-Office und Büro
Es ist tatsächlich eher unwahrscheinlich, dass wir komplett zu unseren alten Arbeitsverhältnissen zurückkehren. Das Arbeiten von zu Hause aus bietet eine Reihe an Vorteilen im Vergleich zur Arbeit im Büro: Viele Arbeitnehmer:innen können zum Beispiel auf das Pendeln verzichten, was sich positiv auf die Umwelt auswirkt und ihnen mehr Zeit für die Familie gibt. Unternehmen werden Home-Office auch weiterhin teilweise fördern müssen: Das derzeitige hohe Maß an Flexibilität in Bezug auf die Arbeitsumgebung ist nur schwer wieder aufzugeben.
Viele Mitarbeitende wollen klare Vorteile eines offiziellen Büros aufgezeigt bekommen, es müssen also aussagekräftige Argumente folgen. Schließlich trägt ein gutes Arbeitsumfeld zum Erfolg des Unternehmens bei. Laut dem Wirtschaftsmagazin Forbes kann das Büro aber nicht einfach so verschwinden, ein physischer Standort bleibt auf mehreren Ebenen wichtig. Das Arbeitsmodell der Zukunft vereint beides und geht den Weg der goldenen Mitte: Das Konzept heißt „hybrid work“.
Was ist Hybrid Work? Eine Definition
Hybrides Arbeiten ist eine Mischform aus flexiblem Home-Office und persönlichem Kontakt im Büro. Die hybride Arbeit passt sich der individuellen Lebenssituation der Mitarbeitenden an und schafft Raum für Flexibilität. Gleichzeitig entsteht durch die sogenannte „hybrid work“ Platz für den persönlichen Austausch.
Gerade deshalb erlebt das physische Büro nach der Pandemie ein Comeback. Welche Argumente sprechen nun für ein Büro vor Ort?
1. Der Mensch ist ein soziales Wesen
Zunächst einmal, und das ist auf menschlicher Ebene entscheidend, brauchen wir soziale Interaktion – manche etwas mehr, andere weniger. Indem wir ohne räumliche Distanz zusammenarbeiten, erfüllen wir unser Bedürfnis nach Zusammengehörigkeit. Natürlich ist es gut, dass die Technik von heute uns ermöglicht, per Video miteinander zu sprechen – doch das deckt nur einen Teil unseres Bedürfnisses.
2. Gespräche an der Kaffeemaschin
Das Büro vor Ort bietet außerdem die perfekten Bedingungen für Innovationen. Wir wollen zum Neuen beitragen und es beeinflussen. Kreativität kann von überall herkommen, aber physisch zusammen zu sein, stimuliert das Gehirn besonders stark. Schließlich können wir so auf den Ideen anderer aufbauen.
Eine erfolgreiche Idee entsteht oftmals durch den schnellen Austausch von Konzepten und Informationen sowie die Fähigkeit, sich miteinander zu verbinden – ohne dass das Gespräch aufgrund einer schlechten Internetverbindung unterbrochen wird. Inspirationen bekommt man zum Beispiel beim Kaffee trinken mit Menschen, mit denen man sich nicht allzu oft unterhält. Kurzum: Du arbeitest zu Hause allein sehr gut, als Team, wenn alle vor Ort zusammenkommen, arbeitest du besser.
3. Gemeinsam mehr erreichen
Das Büro gibt uns das Gefühl, gemeinsam auf ein Ziel hinzuarbeiten. Wir werden durch den Ort daran erinnert, dass wir zusammengehören und Teil eines großen Ganzen sind. Ein Ort, an dem wir gemeinsam lachen und uns gegenseitig auf die Schulter klopfen. Diese physische Nähe und die direkte Kommunikation geben uns jede Menge Energie und Motivation – keine sozialen Medien oder Technologieplattformen können da mithalten.
4. Maßloses Multitasking
Ein weiteres wichtiges Argument ist der Wunsch nach Abwechslung. Und dazu gehört auch der Arbeitsplatz. In der Pandemie haben wir unter Beweisgestellt, dass wir zu Hause trainieren, unterrichten, arbeiten, einkaufen und soziale Kontakte knüpfen können. Nur weil wir das können, bedeutet das noch lange nicht, dass dieser Zustand unserer psychischen Gesundheit guttut. Forschungsergebnisse zeigen, dass sich unser Gehirn schnell langweilt. Es braucht Stimulationen, ausgelöst durch Abwechslung wie beim Besuch eines Fitnessstudios, beim Treffen mit Freund:innen oder am Weg ins Büro.
5. Links oder rechts?
Auch die tägliche Bewegung, die wir vor der Pandemie automatisch hatten, ist deutlich weniger geworden. Selbst wenn es nur der kurze Weg zum Besprechungsraum war – Bewegung verbessert unser Gedächtnis. Der tägliche Weg ins Büro fällt weg, stattdessen kriechen wir jetzt aus dem Bett und setzen uns direkt vor den Laptop, manchmal noch im Pyjama. An einen anderen Ort zu gehen, verbessert unsere Orientierung. Wir erinnern uns außerdem viel besser an Dinge, wenn wir uns an unterschiedlichen Orten aufhalten. Ins Büro zu radeln, zum Drucker oder zur Sitzung im vierten Stock zu gehen erfüllt auf jeden Fall seinen Zweck.
6. Die Unternehmenskultur
Da die meisten von uns derzeit nicht vor Ort im Büro sind, haben viele Führungskräfte Probleme, die Unternehmenskultur und Unternehmenswerte bei den Mitarbeitenden zu verankern. Unternehmenskultur ist im Moment kaum noch greifbar, wodurch es noch viel schwieriger ist, neue Talente zu gewinnen.
Außerdem stehen Führungskräfte vor der Herausforderung, ihre Mitarbeitenden aus der Ferne zu begleiten und zu führen. Digitale Meetings ermöglichen es, Aufgaben zuzuteilen - aufgrund der räumlichen Distanz ist dennoch das Risiko größer, dass bestimmte Bereiche vergessen und nicht berücksichtigt werden. Digitale Meetings können trotzdem genutzt werden, um Ideen zu verwirklichen. Bei GoodHabitz haben wir zum Beispiel eine virtuelle Kaffeetheke eingerichtet, an der wir wöchentlich über Ideen und Themen sprechen können.
Vom Büro zum Zentrum der Zusammenarbeit
Wir werden einen kritischen Blick auf die Art und Weise werfen müssen, wie unsere Büros in Zukunft ausgestattet sein werden. HR, Standorte sowie IT bilden das grundlegende Dreieck und werden sich bei der Planung und Gestaltung unserer zukünftigen Arbeitsumgebung immer wieder begegnen. HR wird in diesem Dreieck die Coaching-Rolle einnehmen und den Fokus auf die Beziehungen und die Kommunikation zwischen den Mitarbeitenden legen. Wichtig an dieser Stelle ist, von vorgegebenen Konzepten abzuweichen und individuelle Strategien umzusetzen, die den Fokus noch mehr auf die eigenen Mitarbeitenden, deren Bedürfnisse und die individuelle Arbeitsumgebung legen.
Starre Arbeitsplätze sind nicht länger erwünscht, sondern ein Ort, an dem Innovation, Kreativität und Entwicklung stattfinden können. Das Büro wird in Zukunft noch stärker ein Zentrum der Zusammenarbeit sein. Und eines ist sicher: Das Büro vor Ort wird es weiterhin geben, doch das Arbeiten von zu Hause aus wird eine ganz neue und wichtige Bedeutung bekommen. Es handelt sich beim hybriden Arbeiten also nicht um ein „entweder/oder“, sondern um ein „sowohl/als auch“.
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